20 September 2016 17:15 | Piazza San Francesco

Rede von Tamar Mikalli



Teilen Auf

Tamar Mikalli

Witness, Syria
 biografie

Christin aus Aleppo, die vor dem Krieg dort Lehrerin war. Sie ist über einen humanitären Korridort im Mai 2016 nach Italien gekommen.

Ich komme aus Aleppo, der Märtyrerstadt in Syrien.

Aleppo, wenn ich diesen Namen ausspreche, zieht sich mir das Herz zusammen, ich erinnere mich an den Ort, wo ich geboren wurde, aufgewachsen bin und geheiratet habe.
Ich denke dann an meine vielen muslimischen und christlichen Freunde. Jetzt unterscheiden wir zwischen Christen und Muslimen, vor dem Krieg wurden diese Trennungen nicht gemacht. Jeder von uns praktizierte die eigene Religion in einem Land, das ein Mosaik bildete aus verschiedenen Kulturen, Sprachen und Religionen. Dann ist der Krieg ausgebrochen, ich weiß noch nicht genau, warum. Es begann, Raketen zu regnen, die die Häuser zerstörten. Ich höre noch die Schreie eines Vaters, einer Mutter oder die Schreie von Kindern, die nach ihren Eltern suchen.

Als sich die schweren Bombardements unseren Häusern näherten, trafen wir uns mit den Nachbarn, teilten Wasser und Brot miteinander, die wertvollsten Dinge, die im Krieg fehlen, wir ermutigten uns gegenseitig und beteten miteinander. Das Gebet: Die einzige Unterstützung für uns, wir wiederholten immer wieder die Worte Jesu, der sagt: "Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!"
Wir haben drei Jahre ausgeharrt, in der Hoffnung, dass der Krieg aufhöre, wir haben im Elend gelebt, dann haben sie das Haus meiner Familie bombardiert, und schließlich haben wir beschlossen, Syrien zu verlassen und sind in den Libanon gekommen.

Wir wurden zu Flüchtlingen, gemeinsam mit tausenden anderen Syrern. Wir mussten alles hinter uns lassen, ich habe auch meine alten Eltern mitgenommen, ohne sie wäre ich nie fortgegangen. Das ist bereits der zweite Exodus, den unsere Familien in 100 Jahren vollziehen.

Im Libanon sind wir zwei Jahre geblieben und haben Engel kennengelernt, die uns von humanitären Korridoren erzählten und von der Möglichkeit, in Frieden zu leben. Nun lebe ich in der Toskana und ich versuche mit in diesem schönen Land, Italien, wo ich vor vier Monaten angekommen bin, zu integrieren.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die für unser Wohl gearbeitet haben, dass sie uns unser Lächeln wiedergegeben haben, das wir durch den Krieg verloren hatten.
Euch alle, Vertreter der Religionen und Euch, eure Heiligkeit, bitten wir im Namen des syrischen Volkes um ein Gebet, damit der Frieden und die Liebe bald nach Syrien und in jeden Erdteil zurückkehren mögen.