18 September 2016 16:30 | Teatro Lyrick

Rede von Avraham Steinberg



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Avraham Steinberg

Rabbi, Hebrew University, Israel
 biografie

Rabbiner Avraham Steinberg Eröffnung

Zu  den königlichen Namen des Herrn in der jüdischen Tradition gehört der Name "Friede", so das Buch der Richter (6,24) "Gideon errichtete an jener Stelle einen Altar für den Herrn und nannte ihn: Der Herr ist Friede". Dies zeigt die enorme Bedeutung des Friedens in der biblischen Tradition. Es ist unsere Aufgabe, den Herrn nachzuahmen. So sagt das Buch der Psalmen (122.8): "Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede".
Und im Buch der Sprichworter "Seine Wege erfreuen uns und sind Wege des Friedens".
Der Talmud, ein heiliger Text und eine Autorität in der jüdischen Tradition, der direkt nach der Bibel kommt, sagt (Trakta Berachot 64a): "Die Jünger des Weisen lassen den Frieden in der Welt wachsen, wie das Buch Jesaja sagt - 54,13: "Alle deine Söhne werden Jünger des Herrn".

Deshalb ist es eine der ersten Aufgaben in der biblisch-jüdischen Tradition, den Frieden zu suchen. So steht in Psalm 34,14: "Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach".
Und einer der bedeutendsten jüdischen Weisen aller Zeiten, Hillel, sagte (Mishnah Avot 1,12): "Sei ein Nachfolger von Aaron, dem ersten Hohenpriester, der den Frieden liebt und für den Frieden arbeitet, der die Schöpfung liebt und sie zur Tora führt". Ein anderer berühmter jüdischer Weiser, Rabban Shimon ben Gamliel, sagte (Mishnah Avot 1,18): "Die Welt gründet auf drei Dingen: Die Gerechtigkeit, die Wahrheit und der Frieden".

So ist eine der größten Segnungen, die der Herr auf uns kommen lässt, der Frieden, wie das Buch Levitikus 26,6 sagt: "Ich schaffe Frieden im Land: Ihr legt euch nieder und niemand schreckt euch auf". Und im Buch Numeri heißt es (6,26): "Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil [Frieden]".
Indem wir den biblischen Texten folgen, die von der enormen Bedeutung sprechen, den Frieden zu suchen und ihm zu folgen, beten wir Juden ununterbrochen und voller Fleiß für den Frieden. So schließen wir den Hauptteil unseres Gebetes, das dreimal am Tag gebetet wird, mit folgenden Worten: "Gib Frieden, Gutes und Segen, Gnade, Liebe und Erbarmen uns und deinem ganzen Volk Israel. …Es gefalle dir, dein Volk Israel zu segnen zu jeder Zeit und zu jeder Stunde mit deinem Frieden. Gepriesen seist du, Ewiger, der sein Volk Israel segnet mit Frieden." So schließen wir alle unsere Gebete des Morgens mit dem Psalmvers 29,11: "Der Herr gebe Kraft seinem Volk. Der Herr segne sein Volk mit Frieden." So ist die Botschaft, die wir nach Hause bringen nach jedem Moment des Gebetes während unseres Tages, dass wir den Frieden lieben und für ihn arbeiten mit all unserer Kraft - in der Familie, mit den Freunden, in der Gemeinschaft, in unserem Land und vor allem in der ganzen Welt. 

Diese Lebenszyklen eines jeden menschlichen Wesens sind klar und stark in der Bibel und im Talmud aufgezeigt: Frieden, Liebe, Ehre zwischen Mann und Frau in der Ehe, zwischen Eltern und Kindern, all dies ist eine bindende Pflicht, nicht einfach eine ethische oder moralische Vorschrift. So sind Friede, Liebe und Respekt für jeden Menschen absolute Pflicht. Es gibt keine Alternative zum Frieden und zum nationalen und internationalen Zusammenleben.

Unglücklicherweise sind wir heute Zeugen von beschämenden Grausamkeiten, die von einer Minderheit von Fundamentalisten verübt werden, die angeblich im Namen des Herrn wirken. Es gibt keinen größeren Missbrauch als den Missbrauch der Worte des Herrn! Unterschiede und Kontroversen können und müssen diskutiert und besprochen werden können, aber nur auf friedliche Weise. Jemanden zu töten, weil man nicht mit ihm einverstanden ist, ist die größte Schuld, und niemand auf der Welt kann dies vor Gott rechtfertigen.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio sei gepriesen für ihre Hartnäckigkeit und Treue darin, die Vertreter aller Relgiionen der Welt zusammen zu bringen, um über den Frieden in der Welt zu sprechen und ihn voran zu bringen. Ich bestehe darauf, dass den Frieden in die Welt zu bringen eine der ersten Aufgaben der Verantwortlichen der Religionen ist.

Lasst mich zum Schluss kommen mit den Worten des Propheten Jesaja (52,7): "Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König".
Danke.