25 Oktober 2022 16:30 | Kolosseum

Meditation von Mar Awa III.



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Mar Awa Royel

Patriarch der Assyrischen Kirche, Irak
 biografie

Meditation von S.H. Mar Awa III.

Patriarch-Katolikos der Assyrischen Kirche des Ostens

„Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! 6 Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren“ (Lk 10,3-6).

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn Jesus

Heute sind wir als Geschwister und Kinder unseres Erlösers versammelt, um den Frieden für die ganze Welt zu erbitten: eine Welt, die Tag für Tag erfährt, dass sie den Frieden braucht, der vom Herrn selbst kommt. Er ist ein Geschenk, das angenommen werden muss, damit es in uns Wurzeln schlägt, immer lebendig bleibt und an die ganze Menschheit weitergegeben werden kann. „Der Schrei nach Frieden und für den Frieden" ist das Thema unseres Treffens. Es ist vor allem der Schrei, den wir gemeinsam vor Gott erheben, als Söhne und Töchter unseres himmlischen Vaters, der immer bereit ist, das zu hören und anzunehmen, was wir von ihm erbitten.

Die Lesung aus dem Heiligen Evangelium, die wir soeben verkündet und gehört haben, erinnert uns in immer intensiverer und anspruchsvollerer Weise an unsere wahre Berufung als Christen und Träger des Friedens des Herrn. Denn der Herr Jesus hat uns zu Teilhabern an seiner göttlichen und heilsgeschichtlichen Verkündigung an die Menschheit und die gesamte Schöpfung gemacht. Er hat dies auf ganz besondere Weise getan, indem er uns auffordert, uns von allem zu befreien, was das Wachstum des guten Samens des Reiches Gottes in uns behindern könnte, der das Wort seines Evangeliums selbst ist. Das bedeutet, dass in jedem von uns jedes Hindernis für die Verkündigung der Frohen Botschaft in unserer heutigen Welt beseitigt werden muss.

Es klingt in den Worten, die Jesus an uns richtet, die Aufforderung, alles aufzugeben, was allgemein eine Last (ich meine, eine geistige Last) darstellen kann und uns daran hindert, Verkünder der Frohen Botschaft zu werden. Denkt an die Sorgen dieser flüchtigen Welt, die ungezügelte Liebe zum Geld, den Besitz von Dingen, Besitztümern und so vieles mehr, bis hin zur Besessenheit… Und warum dieses Bemühen, uns von weltlichen Versuchungen zu befreien? Denn sonst wird der Frieden in unserer Welt nicht verwirklicht werden. Denn Frieden erfordert immer eine opferbereite Liebe.

Diese Selbstaufopferung ist in unsere Verkündigung des Evangeliums selbst eingeschrieben. Wie der Herr sagte, hat er uns „wie Schafe mitten unter die Wölfe" gesandt, d.h. Schafe, das wahre Abbild des Lammes Jesus unter den Menschen und Völkern, in einer Welt, die Ihn, Seinen Frieden und das Heil braucht. So lebte die frühe Kirche der Apostel die Realität des Zeugnisses bis hin zum Blutvergießen, und das christliche Martyrium geht auch heute noch aus dem tiefen Bewusstsein hervor, dass die Welt immer Jesus braucht, um jeden Preis, auch um den Preis, das eigene Leben zu opfern. Tertullian erklärt das Wesen des christlichen Martyriums mit den Worten: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche". Und in der Tat haben die Märtyrer selbst ihren Gegnern Frieden gebracht, dank der Güte ihrer Existenz und durch ihr höchstes Opfer.

Geliebte, damit wir in unserer Zeit zu echten Friedensstiftern Jesu werden können, müssen wir uns in gegenseitiger Liebe zueinander als seine Werkzeuge inmitten der Menschheit zur Verfügung stellen – selbst wenn wir unser Leben dafür geben müssen. Auf diese Weise wird unser Zeugnis ein Spiegelbild des Lebens unseres Herrn sein, es wird ihm gefallen, und wir werden seinen Frieden verwirklichen können.

O Herr! Schenke uns heute deinen Frieden! Mach, dass er in unseren Tagen Bestand hat und wir Dich unaufhörlich preisen. Mach uns würdig für Deinen Namen und Deinen Frieden. Amen.